Die Nacht im Frontera.
Postkarten-Prosa 06/07
Teil 2

Ich beobachte Betty, ohne Frage der schillernste Falter dieser Silvesternacht. Wir alle wurden Zeugen ihrer Verpuppung. Betty: Amerikanerin wäre sie, hieß es vor drei Tagen und schüchtern und alle jene, die meinten ein Auge dafür zu haben, haben Wetten darauf abgeschlossen, dass sie lesbisch ist. Ich hielt dagegen. Aber erst nach dem mich einer ihrer Seitenblicke traf.

Ihr Concon: Die Cordhosen, das Flanellhemd und die Schirmmütze, sind nun aufgebügelt und im Reisekoffer verstaut. Jetzt zeigt sie Figur und tanzt auf der Empore im Frontera. Die zwei Quadratmeter sind für Außergewöhnliches reserviert, peinliche Momente eingeschlossen. Aber Betty und die beiden Latin Lover die um ihre Gunst buhlen sind gut platziert. Ab vier Uhr bekommen Bettys Gefühle Schlagseite, sie hält sich noch eine Weile mit der Zunge im Mund des Auserwählten dann sind sie verschwunden. Betty wird sich wohl noch vor Sonnenaufgang paaren.

Auch ich habe einen Termin, um sechs wecke ich all jene die der letzten Nacht des Jahres nicht ewige Treue Geschworenen haben. Die Fahrt zum Leuchtturm dauert fünfzehn Minuten. Der Logenplatz ist gut besucht, schon seit Generationen. Im Osten wird der Tag geboren. Und am Cap de Creus wird getanzt. Auf dieser Felsenzunge hat der stete Wind einen so kräftigen Atem, dass es uns schüttelt als legen wir in den Wehen. Großes kündigt sich an. Wir richten unsere Blicke auf das Meer. Eine kleine Trompete erhebt sich mit hellem Klagen, über die Blaskapelle während sich die Sonne am Horizont durch die Morgenröte presst.

    

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